Kinder brauchen Kinder

Bei den bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronakrise wurden die Belange von Kindern und Eltern zu wenig berücksichtigt, mahnt Sylvia Kunze, stellvertretende Vorsitzende der SPD Frankfurt. Sie fordert daher kindgerechte Lösungen bei der Pandemie-Bekämpfung und einen konkreten Plan zur Beschulung in Hessen.

Kontakt- und Spielmöglichkeiten ausweiten

Nach mehreren Wochen Pandemie zeichnet sich nun ab, dass das Infektionsgeschehen wahrscheinlich über viele Monate hinweg keine Rückkehr zur Vollzeitbeschulung und Kinderbetreuung in Kitas erlaubt.

„Doch die aktuellen Regeln der Kontaktbeschränkung sind für Erwachsene gemacht. Kleinere Kinder haben derzeit keine Möglichkeit, sich mit anderen Kindern zu treffen. Deshalb sollten die Kontaktbeschränkungen soweit geändert werden, dass Kindern das Treffen mit einer, immer gleichbleibenden Spielpartner*in, erlaubt ist“, so Kunze. Damit würde verhindert, dass Kinder über Monate hinweg ohne jeglichen Kontakt zu anderen Kindern bleiben. Zudem würde eine solche Regelung gegenseitige Unterstützungslösungen bei der Kinderbetreuung unter Eltern legalisieren.

Eine Teilöffnung der derzeit vollständig gesperrten Spielplätze könnte gestaltet werden, indem Spielmöglichkeiten mit geringer Kontakt- und Berührungsdichte wieder zugelassen oder geschaffen werden. Ebenso könnte man z.B. Hinterhofspielplätze für die Nutzung durch Anwohnerkinder zulassen und Bolzplätze und Skate-Parks mit einer Begrenzung der Nutzerzahl zulassen, während Klettergerüste weiter gesperrt bleiben.

Den Einsatz der Familienministerin für eine Wiedereröffnung der Kitas noch vor den Sommerferien begrüßt Sylvia Kunze, dies sollte auf jeden Fall umgesetzt werden. Dazu sollten die Länder und Kommunen schnellstmöglich den von den Familienministern aufgestellten Vier-Stufenplan konkretisieren.

 

Präsenz- und Digitalunterricht verzahnen, Zeit für individuelle Förderung einplanen

Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz zur Wiederaufnahme von Unterricht deuten darauf hin, dass in den Bundesländern in den kommenden Monaten ein Mischmodell aus Homeschooling, digitalem Unterricht und Beschulung in verkleinerten Klassen umgesetzt werden wird. Nach Ansicht von Sylvia Kunze hat die Hessische Landesregierung Schulen und Eltern bis dato nur unzureichend und zu spät über die nächsten Schritte informiert. „Die Kommunikation über weitere Maßnahmen muss dringend verbessert werden, damit sich Schulen, Kommunen und Eltern bestmöglich auf die Umsetzung vorbereiten können“, fordert Kunze.

Die Hessische Landesregierung muss nun schnellstmöglich ein konkretes Procedere aufstellen, das klar regelt, welche Schüler*innen an welchen Tagen unterrichtet werden, auch wenn der konkrete Zeitpunkt für die Umsetzung vorerst noch nicht festgelegt und erst auf der Basis der Infektionsentwicklung entschieden werden kann.

Qualitativ hochwertiger digitaler Unterricht braucht dabei mehr als Hardware. Hier ist die Landesregierung in der Pflicht. Sie muss Schulen jetzt schnell und intensiv unterstützen, indem sie weitere, auf die Lernziele in den Klassenstufen abgestimmte, digitale Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellt und die Lehrer*innen bei der Nutzung unterstützt. Dabei sind z.B. Beratungsteams für Schulen und Lehrer*innen wünschenswert, die diese über die vorhandenen Möglichkeiten mit Blick auf ihre Lernziele beraten und coachen, so dass ein Teil des Lernstoffes zu Hause vermittelt werden kann, so Sylvia Kunze.

Klar ist, die momentane Schulsituation wird die Schere der Chancenungleichheit zwischen den Schüler*innen noch weiter auseinandergehen lassen. Hier muss jetzt und auch nach der Krise aktiv gegengesteuert werden. Das bedeutet, auf eine Benotung oder Nichtversetzung von Schüler*innen weiterhin zu verzichten und diesen auch über das Ende des laufenden Schuljahres hinaus Zeit zu geben, eventuell Versäumtes nachzuholen. Im Konzept für die Wiederaufnahme des Unterrichts müssen Zeiten für die besondere Förderung von Schüler*innen vorgesehen werden, indem z.B. ein Wochentag für Förderunterricht reserviert wird. Zudem muss die Landesregierung alle Möglichkeiten nutzen, zusätzliche personelle Unterstützung an den Schulen zu bieten, damit eine spezifische Förderung von Schüler*innen erfolgen kann. Auch die Gesundheit von Schüler*innen, die selbst oder deren unmittelbare Familienangehörige der Risikogruppe angehören, muss geschützt werden. Deswegen muss die Schulpflicht ausgesetzt und für diese Schüler*innen es möglich sein, von zuhause aus unterrichtet zu werden. Dafür sollten regelmäßige Lernfortschrittsgespräche online angeboten werden.

Klar ist aber auch, dass die Gesundheit von Lehrer*innen geschützt werden muss. Fachkräfte, die den Risikogruppen angehören, müssen weiterhin von Präsenzunterricht befreit sein.

„Das Leben ist derzeit in allen Bereichen auf Grund der Gesundheitskrise stark beeinträchtigt. Bis heute ist es durch die getroffenen Maßnahmen in Deutschland gelungen, eine Überlastung des Gesundheitssystems mit katastrophalen Folgen zu vermeiden. Die Eindämmung der Infektionsausbereitung muss auch weiterhin oberste Priorität haben. Deswegen muss bei den aktuellen Lockerungen und den geforderten Maßnahmen vor allem ihre Auswirkungen auf die Infektionsentwicklung berücksichtigt werden. Insofern ist es unvermeidlich, dass hinsichtlich der Frage, WANN Maßnahmen umgesetzt werden können, Unsicherheit besteht. Trotzdem sollten Maßnahmen zur Unterstützung von Kindern gerade JETZT getroffen werden. Die Bedürfnisse von Kindern nach minimalem sozialem Kontakt und nach Bildung sollten nicht länger niedriger gewichtet werden, als das Bedürfnis nach Friseurbesuchen oder Geisterspielen in der Fußballbundesliga“, so Sylvia Kunze abschließend.