Große Herausforderungen bei eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten
Frankfurts Partnerstadt Birmingham steht vor großen sozialen Herausforderungen und versucht diesen – trotz Finanznot – mit Lösungsansätzen zu begegnen, die für Frankfurt eine Lehre und eine Warnung zugleich sind. Davon konnten sich die SPD-Stadtverordneten Abdenassar Gannoukh, Kristina Luxen, Milkica Romic und Hubert Schmitt während der Informationsreise des Ausschusses für Bildung und Integration überzeugen.
„Birmingham ist wie Frankfurt Ankunftsstadt für viele Migrantinnen und Migranten, allerdings ist die Ballung einzelner ethnischer Gruppen in bestimmten Stadtteilen wesentlich ausgeprägter. Das erfordert große Anstrengungen zur Integration dieser Menschen. Wir hatten die Gelegenheit, ein ganz hervorragendes Nachbarschaftszentrum zu besuchen, welches aufgrund mangelnder staatlicher Unterstützung vor einer ungewissen Zukunft steht. Diese Situation sollten wir in Frankfurt unbedingt vermeiden und unsere Maßnahmen zur Integration langfristig finanziell absichern. Hervorzuheben ist hingegen die besonderer Rolle der örtlichen Bibliotheken in der Integrationsarbeit“, so Milkica Romic, die integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Römer. Dieser Forderung kann auch Abdenassar Gannoukh beipflichten, der – bei allen Finanzproblemen Birminghams – die Einrichtung einer speziellen Organisationseinheit zur Bekämpfung der religiösen Radikalisierung positiv hervorhebt.
Hubert Schmitt, der bildungspolitische Sprecher der SPD, zeigt sich beeindruckt, mit welchem Engagement und welcher Kreativität die Schulen in Birmingham versuchen, der Situation zu begegnen: „Wir haben eine Grundschule besucht, die von der baulichen Situation weit von gängigen deutschen Standards entfernt war und die einen enorm hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern aufweist, die zu Beginn kaum ein Wort Englisch sprechen. Die speziellen Angebote zur Integration dieser Kinder in den normalen Unterricht waren beispielhaft. Spannend auch, dass eine weiterführende Schule, die übrigens in Kooperation mit der University of Birmingham entstanden ist, sich dazu entschlossen hat, das Fach Charakterbildung in den Lehrplan aufzunehmen – bei uns würde das vermutlich sehr kontroverse Diskussionen auslösen.“
Für Kristina Luxen, Finanzpolitikerin der Fraktion, ist Birmingham eine Stadt, in der arm und reich noch offensichtlicher als in Frankfurt aufeinanderprallen: „Ich bin einerseits begeistert, dass es Birmingham geschafft hat, eine wirklich tolle Bibliothek zu errichten, auf die die Bevölkerung sichtlich stolz ist und die eine ganz wichtige soziale Funktion in der Stadt einnimmt. Auf der anderen Seite steht aber ein offen erkennbarer Mangel an finanziellen Mitteln zur Unterstützung elementarer Bildungs- und Integrationsangebote. So haben wir einen Kindergarten in einem sozialen Brennpunkt besucht, in dem die Kinder nur für 15 Stunden in der Woche einen kostenlosen Betreuungsanspruch haben und wo sich viele Eltern eine kostenpflichtige Zeitaufstockung nicht leisten können, obwohl dies für die Kinder sehr wichtig wäre. Wir können uns glücklich schätzen, das wir in Frankfurt eine andere Situation haben.“