
In Zeiten, in denen die Bindung zu Vereinen, Verbänden und Parteien stetig abnimmt, ist es schon etwas Besonderes, wenn Mitglieder für 25, 40 oder sogar 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden. Von daher hat es sich der SPD-Ortsverein Sachsenhausen auch dieses Jahr nicht nehmen lassen, seine Jubilare in einem überaus feierlichen und würdigen Rahmen zu ehren – im Frankfurter Ikonen-Museum in unmittelbarer Nähe zum Deutschherrnufer.
Der kulturelle Rahmen passte dieses Jahr auch deshalb so gut, weil die ehemalige Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt Linda Reisch für ihre nunmehr 40 Jahre währende Treue zur SPD geehrt wurde. „Egal wie schwierig es auch manchmal war mit der SPD, ich bin nie auf die Idee gekommen auszutreten.“, wusste sie den anwesenden Mitgliedern der Sachsenhäuser SPD , der Generalsekretärin der Hessen-SPD Nancy Faser, dem Unterbezirksvorsitzenden Mike Josef und dem Ortsvereinsvorsitzenden Thomas Murawski mitzuteilen. Der Ortsvereinsvorsitzende indes zeigte sich überzeugt: „Ohne Linda hätte die Frankfurter Kulturpolitik nicht ihren heutigen Stellenwert!“
Bereits seit 60 Jahre SPD-Mitglied ist Diether Hoffmann. Hoffmann konnte den sichtlich verblüfften Anwesenden mitteilen, dass er vor seinem SPD-Eintritt Mitte der 1950er Jahre sogar noch einige Jahre FDP-Mitglied war. „In der Frankfurter FDP war damals immer mit reaktionären Tendenzen zu rechnen“, so Hoffmann. Also wechselte er in die SPD, für die er von 1964 bis 1974 im Stadtparlament saß, nachdem er im Ortsverein Dornbusch die „Ochsentour“ absolvierte: Vom Unterkassierer zum Kassierer zum Ortsvereinsvorsitzenden.
Natürlich spielte auch die aktuelle Politik eine Rolle bei der Sachsenhäuser SPD. Die Generalsekretärin der Hessen-SPD Nancy Faeser vermisste bei der aktuellen Flüchtlingskrise die Handlungsfähigkeit des Bundesinnenministeriums. „Es kann doch nicht sein, dass Entscheidungen des Kabinetts, anstatt zügig umgesetzt zu werden, bereits am nächsten Tag von Teilen der Regierung wieder in Frage gestellt werden!“, so Faeser in ihrer Ansprache. Sie bezeichnete es als Hauptaufgabe der SPD, die Gesellschaft jetzt zusammen zu halten. Mike Josef fand es schlicht „unanständig“ wenn aus Kreisen der CDU/CSU versucht wird, die Terroropfer in den deutschen Flüchtlingsunterkünften gegen die Terroropfer in Paris auszuspielen. Ortsvereinsvorsitzender Thomas Murawski stellte die Frage nach den Kosten der Integration. „Wer da meint, das alles ließe sich durch eine Anhebung der Verbrauchs- und Lohnsteuer und der Sozialabgaben finanzieren, der macht letztendlich den Job der Rechtspopulisten.“, so Murawski. Für ihn sei „weder die schwarze Null noch eine angemessene Mehrbelastung sehr hoher Einkommen und Vermögen ein Tabu“.
Geehrt wurden im Einzelnen: Dietrich Domanski, Frank-Stephan Dressler, Volker Koehnen, Zeki Polat, York Runne, Ilse Weiß, Alexandra Ziegenhaun (alle 25 Jahre), Wilhelmine Frei, Helmut Hinske, Linda Reisch (40 Jahre), Diether Hoffmann und Rudolf Sölch (60 Jahre).