Gespräch mit Thomas Murawski: Pakt löst nicht alle Probleme

Sachsenhausen (jf) – In der vergangenen Woche berichtete das WochenBlatt unter der Überschrift „Fauler Kompromiss oder gute Entscheidung“ über den Pakt für den Nachmittag. Das Konzept sieht unter anderem ein Bildungs- und Betreuungsangebot für Kinder von 7.30 bis 17 Uhr vor. Während Hessens Kultusminister Alexander Lorz, Dezernentin Sarah Sorge und Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Textorschule den Pakt feierlich unterzeichneten, protestierten draußen hunderte Schüler, Lehrer und Eltern. Sie befürchten, dass der Pakt nur durch Mittelkürzungen an weiterführenden Schulen finanziert werden kann. Das WochenBlatt hat über den Pakt, aber auch über die Gründung einer integrierten Gesamtschule im Stadtteil mit Thomas Murawski, dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Sachsenhausen, gesprochen.

Herr Murawski, Ihr Ortsverein hat bereits im März in einer Pressemeldung die Entscheidung für die Gründung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Ihrem Stadtteil begrüßt. Nun soll es ernst werden: Der Start ist für das Jahr 2016/17 geplant, die Entwicklung zur IGS soll spätestens 2019 abgeschlossen sein.

„Ja, dabei werden die Schwanthalerschule, eine Hauptschule, und die benachbarte Holbeinschule, eine Realschule, zusammengelegt. Allerdings ist keine gymnasiale Oberstufe vorgesehen – das fuchst uns, denn die drei Gymnasien in Sachsenhausen, die Freiherr-vom-Stein-Schule, die Carl-Schurz-Schule und die Schillerschule, sind komplett voll. Und die Zusammenlegung von Schwanthalter- und Holbeinschule wurde von der schwarz-grünen Stadtregierung viel zu lange hinausgezögert. Außerdem sollte eine IGS keine Schule ,für den etwas sperrigen Rest‘ sein, sondern ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit.“

Und was wird eigentlich aus der Textorschule? Da wurde ja gerade der „Pakt für den Nachmittag“ unter Anwesenheit des Kultusministers Alexander Lorz unterschrieben. Dem wehte vor der Schule ein heftiger Wind entgegen – einige hundert Schüler, Lehrer und Eltern protestierten gegen Kürzungen in der Oberstufe.

„Der Pakt für den Nachmittag ersetzt keine Ganztagsschule. Aber er ist besser als gar nichts und gerade für die berufliche Entwicklung vor allem der Mütter notwendig. Die Textorschule erhält in der Oppenheimer Landstraße 15 in der ehe- maligen Heinrich-von-Stephan-Schule mit dem Schuljahr 2015/16 einen zweiten Standort. Der Standort Schwanthaler-/ Textorschule soll künftig eine zweizügige Dependance bilden und spätestenszum Schuljahr 2019/20 aufgegeben werden. Die alte Wallschule in der Diesterwegstraße wird dann voll- ständig für die Textorschule zur Verfügung stehen – so jedenfalls liest es sich im Schulentwicklungsplan (SEP). Wenn jedoch die Wallschule, eine Bildungseinrichtung mit dem Förderschwerpunkt Lernen, mit der Textorschule zu einer Inklusionsschule werden soll, stellt sich auch die Frage, wie viele Lehrerstellen und welche finanzielle Ausstattung es dafür gibt. Dazu steht nichts im SEP.“ Sie kritisieren also einen Plan, der doch endlich die Richtung in der Frankfurter Bildungslandschaft vorgibt…

„Das schätzen wir auch, vor allem die breite Beteiligung daran. Doch der SEP greift zu kurz. Dort steht bei- spielsweise auch, dass die Mühlberg-, die Martin-Buber- und die Willemerschule fünfzügig werden sollen, also eine Klasse mehr bekommen, weil die Zahl der schulpflichtigen Kinder in Sachsenhausen stark ansteigt. Ob das finanziell, personell und von den Räumlichkeiten her machbar ist, wird nicht betrachtet. Warum denkt man bei zehn Schulneubauten in Frankfurt nicht auch an das Henninger-Areal? Da wäre meines Erachtens eine neue Grundschule sinnvoll. Zudem sehe ich nicht nur die Stadt, sondern auch das Land in der finanziellen Verantwortung.“